Die Zeit heilt alle Wunden...diese nicht!

Briefe an unsTrauernde Eltern Hannover e.V.Eure Gedanken

Heute, zu Antons 16 Geburtstag, habe ich beschlossen diese Seite etwas zu ändern. Wichtige Texte von damals habe ich nach unten geschoben, geänderte und neue nach oben.

Unser Anton hat für seine Aufgabe als Schutzengel am 14. August 2003 sein Leben für seine Familie gegeben.
Er starb als einziger von fünf Autoinsassen bei einem schweren Verkehrsunfall. Sein Bruder, ein Freund, seine Mutter und seine Oma hatten nur Prellungen. Er hat alles auf sich genommen um die anderen zu Beschützen – Davon sind wir heute überzeugt!

Die Zeit heilt alle Wunden… diese nicht! – So schrieb ich es 2005, bei der Erstellung dieser Seite. Das stimmt noch immer, aber die Narbe wird blasser!
Was wir noch einmal zum Ausdruck bringen möchten ist, dass wir das „Gefühlt Trauer“ angenommen haben. Es erschreckt uns nicht mehr, wir kennen es sehr gut - es gehört zu uns, so wie Hunger oder Durst. Wenn wir z. B. auf eine Beerding gehen, sehen wir Menschen für die das Gefühl Trauer schwierig ist. Euch sei gesagt es wird erträglicher, nicht dieses oder nächstes Jahr, aber irgendwann!

Wie es uns heute geht

Petermax hatte nicht nur seinen Bruder verloren, sondern auch seinen besten Freund. Er besucht die Gruppe für trauernde Kinder. Heute allerdings als einer der Gruppenleiter.
Christiane und ich leiten mittlerweile auch eine Gruppe für trauernde Eltern. Eine Erkenntnis unserer eigenen Trauer ist: Jeder trauert anders, Männer anders als Frauen und jeder wieder anders. Wichtig ist, das die Familie zusammen hält und dabei jeder die Trauer des anderen Akzeptiert!
Bei uns hat Emil, der am 5. Dezember 2004 bei uns „eingezogen“ ist, für andere Gedanken gesorgt! Wir werden Anton deshalb nicht weniger lieben und vermissen! Denn wir wissen, das Anton auch auf seinen kleinen Bruder aufpassen wird!

Isernhagen im März 1012

Oliver

Ältere Texte von 2005:

Was wir heute wissen

Anton ist am 07. März 1996 auf die Welt gekommen um diese und seine Familie zu beschützen. Er wurde schon als Engel geboren und hat auch für seine Familie gelebt – wir haben es bloß nie erkannt! Nur wird es uns im Nachhinein bewusst.
Als erstes sieht man es auf einem Säuglingsfoto – Anton streckt seine Arme wie Flügel, sein kleiner Körper sieht aus als würde er fliegen wollen!
Im Urlaub, kurz vor seinem Tod weißt er uns direkt auf sein Engelwesen hin. Er schmeißt sich am Ostseestrand auf den Rücken in den Sand und macht mit seinen Armen „Engelflügel“ in den Sand und ruft: “Mama, guck mal, ich bin ein Engel!“
Am Tag als er von uns ging, malte er noch ein Bild. Diesmal nicht wie sonst mit Tieren oder Blumen, sondern mit einem blutenden Baby wie er uns auf Nachfrage, was er denn da gemalt hätte, erklärte!
Auch als er beim Einkaufen, wie jeden Donnerstag, sich eine Kleinigkeit aussuchen sollte, wollte er dieses nicht mehr tun. – Als ob er gewusst hat, das er es nicht mehr brauchen würde!
Er hat gewusst, davon sind wir überzeugt, das er an diesem Tag seine Aufgabe erfüllen sollte!

Meine Erinnerung

Der Abend des 14. August 2003 wird mir immer in Erinnerung bleiben. Ein Donnerstag! Donnerstags sind wir immer alle früher zu Hause. Kein Vereins- oder Geschäftstermin – Donnerstags ist Familientag.
Es war noch heiß vom Tag als ich nach Hause komme. Eine Freundin kommt auf mich zu und erzählt von einem Unfall in den ein Auto wie das von den Schwiegereltern verwickelt sein soll. Und Kinder waren dabei. – Na, ja es kommt zeitlich gar nicht hin – Christiane ist kurz vor mir von der Arbeit gefahren und wollte noch die Kinder von einem Freund abholen. Also gehe ich ins Haus erledige meine Arbeiten, keiner kommt. Nach der Tagesschau werde ich doch unruhig – schon so spät. Ich rufe bei den Schwiegereltern an, Schwiegermutter meldet sich – gut dann kann ja nicht passiert sein! Doch sofort kommt die Ernüchterung: Sie erzählt mir, das sie einen Unfall hatten. Christiane ist mit den Kindern im Krankenhaus.
Wie von Sinnen fahre ich mit meinem Schwager in die MHH. Werde dort von einer Station zur nächsten geschickt! Keiner weiß wo meine Familie ist! Nach einer Dreiviertelstunde findet mich Petermax, unser großer Sohn, in der Aufnahme. Sein T-Shirt ist voll Blut. Zitternd fällt er mir in den Arm. Mit einemmal ist unsere Pastorin bei mir. Erzählt mir von dem Unfall und das Christiane bei Anton auf der Intensivstation ist! Wie in Trance laufe ich mit Petermax an der Hand dorthin. Auf dem Flur wartet weinend Christiane. Während mein Schwager mit Petermax draußen wartet sprechen wir mit dem Arzt. Überlebenschance weniger als neunzig Prozent, wenn, dann ist Anton schwerst behindert – verzeiht mir, denn in diesem Moment denke ich es wäre besser er Stirbt! Dieses lebensfrohe Kind soll vor sich hin vegetieren? Gestern Lachend und tobend im Garten – morgen im Rollstuhl ohne erkennbare Freude am Leben?!?!
Nachdem Petermax mit meinem Schwager nach Hause gefahren ist, stehen und sitzen wir bei Anton am Bett auf der Intensivstation. Kanülen werden gelegt, erneuert, verändert. Wir erzählen dem im Koma liegenden Anton vom Tag, lesen Ihm Bücher vor, erzählen ihm Geschichten, streicheln ihn, halten seine kleinen Hände...
Am Freitagnachmittag wird, nach nochmaliger Untersuchung der Hirntod festgestellt. Am Sonnabend, Anton ist immer noch so warm als würde er nur schlafen, verlassen wir schweren Herzens die MHH denn:
Im Hoffen das wir anderen Familien das erhalten können was uns verloren ging, haben wir Antons Organe gespendet – Ich denke das hätte er in seiner Großherzigkeit auch gewollt! Obwohl uns im Nachhinein nicht wohl bei dem Gedanken ist, keinen „kompletten“ Anton im Grab liegen zu haben.



Wichtiger Nachtrag zu dieser Seite, geschrieben am 19.September 2008

Veränderung unserer Trauer

Da unsere Nichte Saskia eine treue Besucherin Anton’s Seite ist, bei der wir uns auf diesem Wege bedanken möchte. Denn es tut gut zu wissen, dass es auch andere Menschen gibt, die an Anton denken. Also Saskia hat bemerkt, dass sich bei uns die Trauer verändert hat, und meinte es wäre vielleicht ganz schön dieses auch Anderen mitzuteilen. Gerade auch frisch betroffenen Eltern macht es vielleicht Mut für die Zukunft.
Wir haben dieses Jahr den fünften Todestag von Anton hinter uns gebracht. Dabei war es der erste Todestag der erträglich war. Wir möchten nicht „schön“ sagen, aber für uns war es auch irgendwie schön, da Anton uns sehr nahe war. Christiane ist morgens zu seinem Grab gegangen und hat eine Kerze angezündet. Wir haben im Urlaub Muscheln gesammelt, diese hat sie auf die Grabumrandung dekoriert, dadurch sieht das Grab, zumindest für uns, lebendig und fröhlich aus. Dort traf Christiane eine Freundin von Anton, die auch eine kleine Erinnerung aus dem Urlaub mitgebracht hatte. Abends waren wir noch einmal gemeinsam dort und haben eine Sonnenblume hingebracht. Den ganzen Tag war es recht windig, als wir zurück gingen war es jedoch windstill, so beschlossen wir noch ein Himmellaterne steigen zu lassen. Auch Petermax und Emil schrieben, bzw. malten etwas auf ihr. Im Garten zündeten wir sie an. Wir hätten nicht gedacht, dass so eine Laterne so gerade hoch in den Himmel fliegen kann, aber Anton wollte sich die Laterne wohl genauer ansehen. Wir konnten sie sehr lange beobachten, bis sie nur noch ein kleiner Punkt am Himmel war.


Anton Ostern 2003 in Warnemünde
Anton Ostern 2003 in Warnemünde
Anton hat einen Molch gefangen Pfingsten 2003
Anton hat einen Molch gefangen Pfingsten 2003
Anton mit seinem neuen Fahrrad
Anton mit seinem neuen Fahrrad
Anton bei seiner Einschulung Sommer 2002
Anton bei seiner Einschulung Sommer 2002
Mehr als nur Brüder Petermax und Anton
Mehr als nur Brüder Petermax und Anton
Fünf Tage vor Antons Tod, Baden in der Oker
Fünf Tage vor Antons Tod, Baden in der Oker
Jungengel Anton versucht zu fliegen
Jungengel Anton versucht zu fliegen
Mama, guck mal, ich bin ein Engel!
Mama, guck mal, ich bin ein Engel!
HAZ 18.August.2003
HAZ 18.August.2003
B 188 zwischen Heeßel und Beinhorn
B 188 zwischen Heeßel und Beinhorn